Liturgie der Gläubigen

 

Nachdem wird das Wort Gottes mit gläubigen Herzen gehört haben, beginnt die Feier der Göttlichen Eucharistie. Dieser Teil der Göttlichen Liturgie wird die "Liturgie der Gläubigen" genannt, weil nur Getaufte daran teilnehmen können. Dabei geht es nicht um eine Verurteilung der Anderen, sondern darum, dass wir in der schon in der Feier der Göttlichen Eucharistie dem Heiligen begegnen. Die orthodoxe Kirche hat bis heute die altchristliche Regel bewahrt, dass nur die durch das Siegel der Taufe und Myronsalbung Geheiligte DEM HEILIGEN (Gott Selbst) in der Feier des Mysterions (des hl. Sakramentes) begegnen können. Insofern sind nicht nur Ungetaufte, sondern  auch die einem kanonischen Verbot ihres Bischofs Unterliegenden, von diesen Teil der Göttlichen Liturgie ausgeschlossen. Ein weiterer altkirchlicher Grund für die "geschlossene Eucharistiefeier" ist, dass sich die hl. Väter nicht vorstellen konnten, dass jemand an der Liturgiefeier teilnehmen wollen könnte, ohne auch an den geheiligen Gaben zu kommunizieren. Der heilige Johannes Chrysotomus hat hier sehr deutliche Worte gefunden:

 

 

 

„Lasst uns also stets Gott vertrauen und Ihm in nichts widersprechen, auch wenn seine Worte unserer menschlichen Vernunft und dem Augenschein zu widersprechen scheinen. Sein Wort muss uns auf alle Fälle mehr gelten als unsere Überlegungen und unsere Sinne. Lasst uns daher in den heiligen Geheimnissen genauso verfahren: Wir dürfen nicht bloß auf das schauen, was vor uns liegt, sondern müssen uns an seine Worte halten. Denn sein Wort kann niemals täuschen, unsere Sinne aber können leicht getäuscht werden. Sein Wort hat immer Bestand aber die Wahrnehmungen unserer Sinne gehen oft in die Irre. Und weil Christus in seinem Wort sagt, “Das ist mein Leib“, lasst uns überzeugt sein und voll Glauben und Ihn mit den Augen unseres Glaubens erkennen. Denn Christus hat uns nichts mit den Händen fühlbares geschenkt, sondern etwas geistiges, das wir im Glauben erkennen, wenngleich in fühlbarer, körperlicher Gestalt. So ist es ja auch mit dem Geschenk der Taufe: in der körperlichen Handlung empfangen wir äußerlich das Wasser, die Wirkung, die Wiedergeburt und Erneuerung ist jedoch geistig. Wenn du ein körperloses Wesen wärest, hätte er dir die unkörperlichen Gaben unmittelbar gegeben. Weil aber die Seele an einen Leib geknüpft ist, reicht er dir das Geistige in körperlicher Gestalt. Wie viele gibt es, die sich wünschen: „Könnte ich doch den Herrn in seiner Gestalt sehen, sein Gesicht, seine Kleider, seine Schuhe. Wohlan, du siehst IHN, berührst IHN, genießest IHN. Du willst bloss das Gewand sehen? ER aber gibt dir sich selbst, nicht allein zu sehen, sondern sogar zu berühren, zu essen und lässt sich in dein Inneres aufnehmen.

 

Es trete somit niemand voll Überdruss, voll Gleichgültigkeit hinzu, alle vielmehr voll Feuer, voll Glut und Begeisterung. Beherzige, welche Ehre dir erwiesen worden, an welchem Tische du zu Gaste bist. Was die Engel mit Zittern sehen und ohne Leben nicht anzublicken wagen, weil Blitze davon ausgehen, damit werden wir gespeist, damit vereinigt, so dass wir mit CHRISTUS ein Leib und ein Fleisch werden. Du aber sagst, das geht nicht alle Menschen an? Und doch geht es alle an. Denn als Er unsere Natur angenommen hat, hat Er es offenbar uns für uns alle getan, und wenn für uns alle, so auch jeden einzelnen von uns. Aber wie kommt es, fragst du, dass nicht alle daraus Nutzen gezogen haben? Die Schuld liegt nicht an IHM, der für alle die menschliche Natur annahm, sondern an den Menschen, die IHN nicht wollten. Er teilt sich jedem einzelnen durch Seine Mysterien (=Sakramente) mit. Seien wir daher nicht kalt und gleichgültig, nachdem wir einer solchen Liebe und Ehre gewürdigt wurden. Denn die heilige Handlung wird vor uns nicht durch einen Menschen Macht vollzogen. ER, der sie einst dort beim Abendmahl vornahm, verrichtet sie auch jetzt. Wir nehmen nur die Stelle von Dienern ein, ER selbst aber ist es, der das Opfer heiligt und umgestaltet. Es sei daher kein Judas zugegen, keiner der geldgierig ist. Wenn einer kein Jünger ist, der entferne sich; solche Leute duldet dieser Tisch nicht. "Mit meinen Jüngern", sagt Christus, "halte ich das Ostermahl." Unser Tisch ist derselbe, wie jener, und bietet nicht weniger. Man darf nicht meinen, Christus habe nur jenen Tisch beim Abendmahl bereitet, diesen aber ein Mensch; nein, ER bereitet auch diesen."  (Aus der 82. Homilie des hl. Johannes Chrysostomus zum Evangelium nach Matthäus)

 

Jedoch gilt auch bei der Frage wer alles in der Liturgie der Gläubigen zugegen sein darf, wie bei allen anderen Fragen in der Kirche die allgemein verbindliche Regel, dass die Entscheidung, wie mit der Regel umgegangen wird und wie streng sie anzuwenden ist der Bischof (und in seiner Stellvertretung der Priester) entscheidet.

 

Ob als Katechumenen bei der Eucharistiefeier anwesen sein dürfen, ob auch für nichtorthodoxe Christen in der Liturgie gebetet wird, ob ihre Namen also zur Fürbitte in der Proskomedie gegeben werden dürfen oder nicht, obliegt nicht dem persönlichen Theologumenon einzelner Gläubiger, sondern immer dem Bischof und seinem gweihten Vertreter in der Gemeinde, also dem Priester. Im Zweifel frage man deshalb vorher immer den Priester.

 

Die Liturgie der Gläubigen strukturiert sich durch folgende Abläufe:

 


1) Die eucharistischen Opfergaben werden vom Rüsttisch auf den Altartisch übertragen.
2) Die Zelebranten bereiten sich mit den versammelten Gläubigen auf die Konsekration der eucharistischen Gaben vor
3) In der Anaphora werden die Heiltaten Christi und die gesamte Heilsökonomie Gottes vergegenwärtigt.

4) In der Epiklese wereden durch das Wirken des Heiligen Geistes die eucharistischen Gaben in den Leib und das Blut Christi verwandelt.
5) Bereiten sich die Zelebranten mit den Gläubigen auf den Empfang der geeiligten und kostbaren Gaben vor und kommunizieren.
6) Danach folgt der Schluss der Göttlichen Liturgie.

 

7) Als Danksagung für die empfangene Kommunion werden die Dankgebete nach dem Empfang der hl. Kommunion gelesen.

 

 

Nach zwei kurzen Ektenien am Anfang der Liturgie der Gläubigen wird der Cherubim-Hymnus gesungen. Der Text lautet: "Die wir die Cherubim im Mysterium darstellen und der lebendigmachenden Dreieinheit das dreimalheilige Loblied singen: lasst uns nun jede irdische Sorge ablegen. Damit wir den König des Alls aufnehmen mögen, der von den Engelscharen unsichtbar begleitet wird. Alleluja."

 

Vor dem Cherubim-Hymnus werden traditionell die königlichen Türen erneut geöffnet, die zum Ende der Liturgie der Katechumenen geschlossen wurden. Dies geschieht zum Zeichen, dass wir nun in den himmlischen Hochzeitssaal eintreten. Der Diakon beräuchert die ganze Kirche und die Gläubigen. Der Priester betet unterdessen leise, dass der Herr seine Seele und sein Herz reinigen möge und ihn würdig mache, die Darbringung zu vollziehen.

 

Danach spricht der Priester mit erhobenen Händen dreimal mit leiser Stimme den ersten Teil des Cherubim-Hymnus, der Diakon ebenso mit leiser Stimme den zweiten Teil. Beide gehen zum Rüsttisch, um die vorbereiteten Gaben auf den Altartisch zu übertragen. Der Diakon trägt auf der linken Schulter das Velum, den Diskos trägt er mit beiden Händen erhoben vor oder über dem Kopf. Der Priester trägt den heiligen Kelch. Sie verlassen den Altarraum durch die nördliche Seitentür, bleiben auf dem Ambon stehen und sprechen mit dem Gesicht zu den Gläubigen gewandt Fürbitten für den Patriarchen, den Bischof der Diözese, alle geweihten Grade, die Mönche, das Land und alle orthodoxen Christen.

 

Dann gehen sie durch die königlichen Türen in den Altarraum hinein und stellen die übertragenen Gaben auf den Altartisch und der Priester bedeckt sie mit dem Velum (dem großen Tuch). Die Königstür wird nun traditionell geschlossen und der Vorhang zugezogen. Die Sänger beenden währenddessen den Gesang des Cherubim-Hymnus. Der große Einzug mit den Gaben symbolisiert, dass der Herr freiwillig zum Leiden am Kreuz und zu Seinem Tod schritt.

 

Nach dem Großen Einzug spricht der Diakon die Bittektenie; dann segnet der Priester segnet die Anwesenden mit den Worten: "Friede allen." Danach wird ausgerufen: "Lasset uns einander lieben, damit wir einmütig bekennen", und der Chor antwortet: "Den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, die wesensgleiche und unteilbare Dreieinigkeit."

 

Hier wird deutlich dass der Zelebrant und das betende Volk das eucharistische (=Dank-) Opfer gemeinsam darbringen. Es ist ein Lob- und Dankopfer für das Heilswerk Christi und die gesamte Göttliche Heilsökonomie von der Erschaffung der Welt an..

 

Danach wird vom allen das Glaubensbekenntnis gesprochen oder gesungen. Es wird von allen gesungen oder gesprochen, da es im Namen der Kirche den gesamten Inhalt des Heiligen Orthodoxen Glaubens bekennt. Deshalb ruft uns der Priester vorher auf es in Liebe und Einmütigkeit zu sprechen. Vorher wird unter dem Ausruf: "Die Türen, die Türen!" der Vorhang zurückgezogen.

 

Nach dem Singen des Glaubensbekenntnisses kommt die Zeit, das heilige Opfer in Gottesfurcht und  in Frieden darzubringen. Deshalb ruft uns der Priester zu: "Lasset uns geziemend dastehen, lasset uns dastehen in Ehrfurcht, lasset uns aufmerksam sein, das heilige Opfer in Frieden darzubringen." Als Antwort singt der Chor: "Huld des Friedens, Opfer des Lobes". Der Priester segnet dann die Gläubigen mit den Worten: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes, des Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." Das Volk antwortet: "und mit Deinem Geiste". Auch an diesen Wechselrufen wird die gemeinsame Darbringung deutlich. Danach fordert der Priester uns auf: "Erheben wir unsere Herzen" Darauf antworten die Sänger im Namen aller Gläubigen: "Wir haben sie beim Herrn", das heißt: wir haben sie erhoben zum Herrn.

 

Mit den Worten "Lasset uns danken dem Herrn" beginnt der wichtigste Teil der Liturgie, die Anaphora, was griechisch Opferung bedeutet, also die heilige eucharistische Darbringung. Wir danken dem Herrn für all Seine Gnade und verneigen uns nach der russischen Tradition mir einer großen Metanie bis zur Erde. Dann singt der Chor singt: "Es ist würdig, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist an zu beten, die wesensgleiche und unteilbare Dreieinheit."

 

Dann verherrlicht der Priester im eucharistischen Dankgebet den Herrn und Seine Vollkommenheit, er dankt Ihm für die Erschaffung und Erlösung der Menschheit und für alle Seine Gnadenerweise, die uns bekannt oder sogar unbekannt sind. Er dankt Gott dafür, dass Er dieses unblutige Opfer annimmt, obwohl Ihn die höchsten geistigen Wesen umgeben, die Erzengel, Engel, Cherubim und Seraphim. Am Ende des Gebetes ruft der Priester mit erhobener Stimme: "das Siegeslied singend, rufend, jauchzend und sprechend". Diese letzten Worte stammen aus der Vision des heiligen Propheten Ezechiel und des heiligen Apostels Johannes des Theologen, die in einer Offenbarung den Thron Gottes in den Himmeln geschaut haben. Die Sänger singen daher anschließend das Loblied der Engel: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Sabaoth. Erfüllt sind Himmel und Erde von Deiner Herrlichkeit...." Diesen Gesang, der Seraphim-Lied genannt wird, vervollständigen dann die Worte, mit denen das Volk den Herrn gegrüßt hat, als ER am Palmsonntag in Jerusalem einzog: "Hosanna in der Höhe! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!"

 

Dann setzt der Priester das eucharistische Gebet fort. Er dankt für das Gute, das Gott den Menschen schickt, Seine unendliche Liebe zu Seiner Schöpfung, die sich in der Ankunft des Gottessohnes in der Welt offenbart hat. Der Priester gedenkt des Letzten Abendmahls, bei dem der Herr das Sakrament der heiligen Kommunion eingesetzt hat, und spricht dann die Worte, die dabei der Erlöser selbst ausgesprochen hat: "Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, zur Vergebung der Sünden." Und ebenso: "Trinket alle daraus, das ist mein Blut des Neuen Testamentes, das für euch und für viele vergossen wird, zur Vergebung der Sünden." Schließlich gedenkt der Priester in einem weiteren Gebet des Gebotes des Erlösers, dieses Sakrament zu vollziehen, er preist Sein Leben, Sein Leiden und Seinen Tod, Seine Auferstehung, Seine Himmelfahrt und Seine Wiederkunft in Herrlichkeit und spricht dann mit erhobener Stimme: "Wir bringen Dir das Deine von den Deinen dar nach allem und für alles." Die Sänger singen: "Dir singen wir, Dich preisen wir, Dir danken wir, oh Herr, und beten zu Dir, unserem Gott".

 

Der Priester bittet dann im Gebet den Herrn, Seinen Heiligen Geist auf das in der Kirche anwesende Volk und auf die vorliegenden Gaben zu senden, damit Er sie heilige. Danach liest er mit leiser Stimme dreimal das Troparion: "Herr, der Du Deinen allheiligen Geist in der dritten Stunde auf Deine Apostel herabgesandt hast, nimm Ihn nicht weg von uns, Du Gütiger, sondern erneuere uns, die wir Dich darum bitten". Der Diakon spricht dazwischen den 12. und 13. Vers des 50. Psalms: "Ein reines Herz schaffe in mir, oh Gott, und den rechten Geist erneuere in meinem Innersten" und "Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht und Deinen Heiligen Geist nimm nicht von mir." Danach segnet der Priester das Heilige Lamm, das auf dem Diskos liegt, und spricht: "Und mache dieses Brot zum kostbaren Leib Deines Christus". Darauf antwortet das anwesende Volk mit "Amen" und macht eine kleine Metanie. Dann segnet der Priester den Kelch und spricht: "Und was in diesem Kelche ist, zum kostbaren Blut Deines Christus." Darauf antwortet das anwesende Volk wiederum mit "Amen" und macht erneut eine kleine Metanie. Schließlich segnet der Priester die Gaben bei den Worten: "Verwandelnd durch Deinen Heiligen Geist." mit einem großen Kreuzzeichen. Darauf antwortet das anwesende Volk mit "Amen, Amen, Amen" und macht eine großeMetanie und verneigt sich vor den nun in den Heiligen Leib und das Kostbare Blut des Herrn verwandelten Heiligen Gaben. Hier verweilen alle, die Zelebranten und das anwesende Volk in einem Moment der stillen Anbetung. Denn in diesen großen und heiligen Minuten werden die Gaben zum wahrhaftigen Leib und Blut des Heilands, obwohl sie dem Aussehen nach wie vor so bleiben wie vorher. Deshalb machen der Zelebrant, der Diakon und das anwesende Volk einen großen Kniefall vor den Heiligen Gaben als vor CHRISTUS, UNSEREM KÖNIG UND GOTT DEN KÖNIG SELBST.

 

Nach der Wandlung der Gaben bittet der Priester den Herrn im Gebet, dass die Kommunikanten in allem Guten gestärkt, dass ihnen die Sünden vergeben werden, dass sie zur Gemeinschaft des Heiligen Geistes gelangen und das Himmelreich erlangen, dass der Herr ihnen gewähre, sich mit allen Nöten an Ihn zu wenden, und sie für einen unwürdigen Empfang der Kommunion nicht verurteilen möge. Der Priester gedenkt der Heiligen, besonders der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, und ruft mit lauter Stimme: "Vornehmlich für unsere allheilige, reinste, hochgelobte und ruhmreiche Gebieterin, die Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria." Der Chor antwortet mit dem Lobpreis der Gottesmutter: "Wahrhaft würdig ist es…" An den Festen wird hier jeweils ein eigener Muttergottes-Hymnus, der "Sadostoinik" gesungen, der dem Irmos der 9. Ode im Kanon des jeweiligen Morgengottesdienstes entnommen ist. Auch die Basilius-Liturgie besitzt mit dem "Über Dich, freuet sich..." einen speziellen Muttergottes- Hymnus.

 

er Priester setzt das Gebet fort, zuerst für die Verstorbenen, und dann geht er zum Gebet für die Lebenden über, wobei er laut "vor allen" des hochheiligen Patriarchen und des Diözesanbischofs gedenkt, worauf der Chor antwortet: "Und eines Jeden und einer Jeden", das heißt, wir bittet den Herrn, aller Gläubigen zu gedenken. Das Gebet für die Lebenden wird beendet mit den Worten des Priesters: "Und gib uns, mit einem Munde und mit einem Herzen zu rühmen und zu besingen Deinen allgeehrten und hocherhabenen Namen…" Schließlich segnet der Priester alle Anwesenden: "Und das Erbarmen unseres großen Gottes und Erlösers Jesus Christus sei mit euch allen".

 

Es folgt die Bittektenie: "Aller Heiligen gedenkend, lasset uns wieder und wieder in Frieden zum Herrn beten." Nach der Ektenie ruft der Priester: "Und mache uns würdig, Gebieter, Dich, den himmlischen Gott, mit Zuversicht, ungerichtet als Vater anrufen zu dürfen und zu sprechen." Nun folgt das Gebet "Vater Unser" Es ist eine schöne Tradition in unserer Gemeinde, es in all jenen Sprachen zu beten, die uns unsere Mütter als erstes gelehrt haben. Dann singen wir das "Vater Unser" gemeinsam in deutscher Sprache. Nach dem Vater unser segnet der Priester segnet die Gläubigen nochmals mit den Worten: "Friede allen". Der Chor und die Gläubigen antworten: " und mit Deinem geiste". Der Diakon, der zu dieser Zeit auf dem Ambon steht, umgürtet sich kreuzweise mit dem Orarion, um in Nachahmung der Seraphim seine Ehrfurcht vor den Heiligen Gaben auszudrücken. Während des Ausrufes des Diakons: "Lasset uns aufmerken" wird in der russischen Kirche der Vorhang der königlichen Türen geschlossen, als Erinnerung an den Stein, der vor das Grab Christi gelegt wurde. Der Priester erhebt das Heilige Lamm über den Diskos und ruft laut: "Das Heilige den Heiligen!" Die Gläubigen antworten: "Einer ist heilig, einer ist der Herr, Jesus Christus, zur Herrlichkeit Gottes des Vaters. Amen". Nun singt der Chor den Kommunionvers. Dann beten alle gemeinsam das Kommuniongebet: "Ich glaube Herr und ich bekenne...." .

 

Dann setzt der Chor den Gesang des Kommunionverses fort. Währenddessen kommunizieren die Geistlichen im Altar. Der Priester bricht dazu das Lamm in vier Teile, so wie es während der Proskomidie eingeschnitten wurde. Der Teil mit der Inschrift "IC" wird in den Kelch gelegt, danach wird heißes Wasser als Symbol des Wirkens des Heiligen Geistes während der Wandlung der Gaben in der Epiklese und  zur Erinnerung daran in den Kelch gegossen, dass die Gläubigen unter der Gestalt des Weines das wahre Blut Christi empfangen. Der zweite Teil des Lammes mit der Inschrift "XC" ist für die Kommunion der Geistlichen bestimmt, die Teile mit den Inschriften "NI" und "KA" für die Kommunion der Gläubigen. Die beiden Teile werden mit der Lanze in kleine Teilchen geschnitten - je nach der Anzahl der Kommunikanten - und in den Kelch gelegt.

 

Schließlich werden in der russischen Kirche der Vorhang beiseite gezogen und die königlichen Türen geöffnet. Vorher wurde die Kerze, die als Zeichen der eucharistischen Gegenwart des Herrn auf dem Altar vor den verschlossenen königlichen Türen gebrannt hatte, weggetragen. All diese Vollzüge, wie auch das mehrmalige Öffnen und Schließen des Vorhangs und der königlichen Türen entfallen in den Kirchen griechischer Tradition heute. Auch in unserer Diözese sind sie heute mehrheitlich außer Gebrauch gekommen. Grund dafür waren pastorale Erwägungen einer intensiveren Teilnahme der Gläubigen an den liturgischen Vollzügen. Ich erwähne sie hier vor allem wegen der damit verbundenen liturgischen Symbolik.

 

Nachdem die Teilchen für die Kommunion der Gläubigen in den Kelch gesenkt wurden spricht der Diakon spricht mit dem heiligen Kelch in der Hand zum Volk gewandt: "Mit Gottesfurcht und Glauben tretet herzu!" Die Kommunikanten treten, nachdem sie die Hände kreuzweise auf ihre Brust (den rechten Arm über den linken) gelegt haben, mit Ehrfurcht zum Heiligen Kelch heran und nennen ihren Vornamen, der ihnen bei der heiligen Taufe gegeben wurde. Vor dem Kelch sollte man sich nicht bekreuzigen, da man durch eine unachtsame Bewegung anstoßen könnte. Nach der Kommunion küsst man den unteren Rand des Kelches und geht zu einem Tisch, wo mit heißem Wasser vermischter Wein nachgetrunken wird, und man isst einen Teil einer Prosphore. Dies geschieht deshalb, damit im Mund auch nicht der kleinste Rest der Heiligen Gaben verbleibt.

 

Nachdem alle kommuniziert haben, trägt der Priester den Kelch in den Altar und schiebt alle Partikel, die aus den Prosphoren herausgenommen worden sind, vom Diskos in den Kelch, wobei er betet, dass der Herr mit Seinem Blut die Sünden aller abwaschen möge, derer während der Liturgie gedacht wurde. Danach segnet er die Gläubigen. Der Chor singt darauf: "Wir haben das wahre Licht gesehen, wir haben den himmlischen Geist empfangen. Wir haben den wahren Glauben gefunden. Die unteilbare Dreieinheit beten wir an, denn Sie hat uns erlöst." Der Diakon trägt den Diskos zum Rüsttisch, der Priester segnet die Betenden nochmal mit den Heiligen Gaben im Kelch. Dies ist das letzte Erscheinen der Heiligen Gaben vor ihrer Übertragung auf den Rüsttisch. Es erinnert uns an die Himmelfahrt Christi nach Seiner Auferstehung. Die Gläubigen verneigen sich zum letzten Mal vor den Heiligen Gaben als vor dem Herrn selbst und danken Ihm für die Teilhabe an der heiligen Kommunion. Der Chor singt dabei das Dankeslied: "Unser Mund sei erfüllt von Deinem Lobe, oh Herr…". Der Diakon spricht nun eine kurze Ektenie, in der er dem Herrn für die Kommunion dankt. Der Priester faltet das Antimension, auf dem Diskos und Kelch gestanden haben, auf dem Altartisch zusammen und legt das Evangelienbuch wieder darauf. Er ruft laut "Lasset uns gehen in Frieden" und zeigt damit an, dass die Göttliche Liturgie zu Ende geht. Danach liest der Priester das Gebet hinter dem Ambon, der Chor singt: "Gepriesen sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit." Der Priester segnet zum letzten Mal das Volk und spricht mit dem Kreuz in der Hand -zu den Gläubigen gewandt -den Entlassungssegen. Danach treten alle heran und küssen das Kreuz, um damit ihre Treue zu Christus zu bekunden, zu dessen Lobpreis und Verherlichung die Göttliche Liturgie gefeiert worden ist. Während die Gläubigen das Kreuz verehren und das Antidoron empfangen, zu dem alle getauften Christen in unserer Kirche herzlich eingeladen sind, ließt der Leser die Dankgebete nach dem Empfang der Heiligen Kommunion.

 

Priester Thomas Zmija